Interview Nathalie Forssman-Trevedy„DIE ZUKUNFT IST GESICHERT!“

Haus Baden gilt als außergewöhnlich soziales Wohnungsunternehmen. Was machen Sie anders als andere?

Nathalie Forssman-Trevedy: Wir bieten Wohnraum in zentralen Lagen für breite Bevölkerungsschichten sehr günstig an. Die Nachfrage nach unseren gepflegten Wohnungen für Senioren, Alleinstehende, Paare oder Behinderte ist sehr groß. Wir haben keinerlei Schwierigkeiten, sofort wieder Mieter zu finden.

Warum wohnen die Menschen so gern bei Ihnen?

Nathalie Forssman-Trevedy: Weil wir uns um unsere Mieter kümmern. In allen unseren öffentlich geförderten Häusern befinden sich Hausmeisterwohnungen. Unsere Hausmeisterinnen sind Ansprechpartnerinnen bei allen alltäglichen Problemen. Sie nehmen ins Hausbuch auf, wenn etwas in einer Wohnung nicht funktioniert und ein Handwerker kommen muss. Oder sie rufen im medizinischen Notfall einen Krankenwagen. Sie stärken den Zusammenhalt im Haus und veranstalten Feiern für die Bewohner. Niemand muss sich bei uns allein und isoliert fühlen.

Weshalb nehmen Sie nur Frauen als Hausmeister?

Nathalie Forssman-Trevedy: Das erklärt sich aus unserer Geschichte. Als mein Großvater Albert Speck das Unternehmen vor 70 Jahren direkt nach dem Zweiten Weltkrieg in Köln gründete, wollte er zunächst vor allem den vielen Kriegerwitwen wieder ein eigenes Heim ermöglichen. Da waren Hausmeisterinnen der ideale Ansprechpartner. Ihre Männer arbeiteten als Hauswarte. Sie waren für kleinere Reparaturen und Installationen zuständig. Das ist oft noch heute so.

Warum hat Ihr Großvater nicht in frei finanzierte Eigentumswohnungen investiert? Da hätte er mehr verdienen können.

Nathalie Forssman-Trevedy: Er verstand sich als Unternehmer mit Herz. Er wollte als Privatmann schrittweise ein sozial verpflichtetes Wohnungsunternehmen aufbauen. Das ist ihm in kurzer Zeit gelungen. Albert Speck verkörperte viel von dem Gründungsgeist der noch jungen Bundesrepublik.

<h2>„Schon mein Großvater war ein Unternehmer mit Herz.&nbsp;
Zunächst wollte er vor allem den vielen Kriegerwitwen wieder ein eigenes Heim ermöglichen.“</h2>

„Schon mein Großvater war ein Unternehmer mit Herz. 
Zunächst wollte er vor allem den vielen Kriegerwitwen wieder ein eigenes Heim ermöglichen.“

 

 

Wie hat er die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Unternehmens absichern können?

Nathalie Forssman-Trevedy: Er setzte ganz richtig auf eine stabile Nachfrage nach kleinen Wohnungen. Er kaufte relativ gut erhaltene Ruinen mit erhaltenen Treppenhäusern in innenstadtnahen Lagen und hatte schnell Wohnungen zur Hand, in denen er die dringend gesuchten Baufacharbeiter unterbringen konnte. Mein Großvater verstand sich nicht als Wohltäter, sondern als gut rechnender Kaufmann in einer sozialen Marktwirtschaft.

Wie kam das Unternehmen mit dem niedrigen Mietzins im sozialen Wohnungsbau zurecht?

Nathalie Forssman-Trevedy: Gut. Im Gegenzug bot der Staat ja auch eine öffentliche Förderung an. Haus Baden baut für das eigene Anlagevermögen, aber keine Ein- oder Mehrfamilienhäuser oder Eigentumswohnungen zum Verkauf an Dritte. Von unseren heute rund 1.400 Mietwohnungen in Köln und im weiteren Umkreis ist der größte Teil öffentlich gefördert worden.

Schwerpunkt von Haus Baden ist seit 1965 die Errichtung von Altenwohnanlagen. Nach welchem Konzept entstehen diese Einrichtungen?

Nathalie Forssman-Trevedy: Die älteren Menschen leben in diesen Häusern völlig selbstbestimmt. Die im Haus wohnende Hausmeisterin – darüber haben wir ja schon gesprochen – ist die Ansprechpartnerin in allen Lebenslagen. Sie reinigt auch die Allgemeinflächen des Hauses, wie Flure, Aufzüge oder Gemeinschaftsräume. Ein solches Altenwohnhaus verfügt im Schnitt über rund 50 Wohnungen, zwei Drittel für Alleinstehende, ein Drittel für Paare. Die Betreuung ist halbtags zu schaffen und kostet pro Monat für jede unserer Wohnungen nur 45 Euro.

Wird Ihr Unternehmen noch heute dem selbst gestellten sozialen Auftrag gerecht?

Nathalie Forssman-Trevedy: Absolut. Wir sind froh, den demografischen Trend mit der frühzeitigen Spezialisierung vor 40 Jahren weit früher als andere erkannt zu haben. Unsere Gesellschaft wird älter. Und dennoch ist das Angebot an komfortablen, kostengünstigen Wohnungen für rüstige Rentner viel zu gering. Das muss sich ändern. Sehr viele Senioren wollen heute möglichst lang ein selbstbestimmtes Leben außerhalb von Heimen führen. Haus Baden passt genau in die Zeit.

„Wir sind froh, den demografischen Trend früher als andere erkannt zu haben.“

<h2>„Wir sind froh, den demografischen Trend früher als andere erkannt zu haben.“</h2>

Wie hat das Unternehmen den Generationswechsel überstanden?

Nathalie Forssman-Trevedy: Albert Speck hatte frühzeitig Gesellschafteranteile an meinen Vater Jürgen Speck übertragen. Als der Großvater 1995 gestorben war, rückten meine Geschwister Valérie und Alexander und ich in den Gesellschafterkreis auf. Während der aktiven Zeit meines Vaters zwischen 1972 und seinem Todesjahr 2011 sind 30 neue Objekte entstanden. Mein Großvater hat den Grundstein gelegt, mein Vater wesentlich zum Aufbau, zum Erhalt und zur Modernisierung beigetragen. Seit dem Tod unseres Vaters gehört uns Geschwistern das Unternehmen allein. All die Übergänge gingen gleitend und geräuschlos über die Bühne.

Ist es schwierig, ein Familienunternehmen über drei Generationen am Leben zu erhalten?

Nathalie Forssman-Trevedy: Natürlich müssen wir Gesellschafter im steten Gespräch über die Unternehmensziele bleiben. Ich glaube, das ist meinen Geschwistern und mir bisher sehr gut gelungen.

Wird Haus Baden auch noch in vierter Generation Ihrer Familie gehören?

Nathalie Forssman-Trevedy: Davon gehe ich aus. Es gehört zu den zentralen Herausforderungen, den Menschen weiterhin bezahlbaren und guten Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Diesen Prozess als Familie begleiten zu können, macht uns stolz. Wir werden uns auch weiter mit Wohnungsneubau beschäftigen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

Ist die Zukunft gesichert?

Nathalie Forssman-Trevedy: Dafür arbeiten wir auf zwei Ebenen. Unsere Häuser werden fortlaufend modernisiert. Energieeffizienz und nachhaltiges Gebäudemanagement sind uns sehr wichtig. Darin besitzt Haus Baden inzwischen eine große Expertise. Wir wollen aber auch ein attraktiver Arbeitgeber sein und passen die Strukturen des Unternehmens und der Zusammenarbeit der heutigen Zeit an. Dass wir viele hoch qualifizierte Mitarbeiter haben, die sich für unsere Mieter engagieren, ist vielleicht unser größtes Pfund.